Freitag, 3. März 2017

Vom Taikomochi zur Geisha

Sie sind ein Sinnbild für asiatische Weiblichkeit und Schönheit, doch haben japanische Geisha weder etwas mit der Sexindustrie zu tun, noch sind sie alle Frauen.

Ursprung der Geisha
Der Geisha-Beruf hat seine Ursprünge in den Taikomochi. Taikomochi waren so etwas wie Unterhaltungskünstler, die für Spaß und Spiel sorgten. Davon leitet sich auch der Begriff "Gei-sha" ab. Es war am ehesten vergleichbar mit Alleinunterhaltern bei Hofe und wurde zunächst nur von Männern ausgeübt. In den Rotlichtbezirken der japanischen Städte sorgten sie in den Bordellen für Unterhaltung. Sie zogen auch oft durch das Land und führten Theaterstücke auf. Noch heute gibt es eine einzige männliche Geisha in Japan! Sein Name ist Eitaro Matsunoya. Er versteht sich als Wahrer einer langen japanischen Tradition. (weiter unten mehr dazu). Die ersten Frauen, die etwa ab dem 18. Jahrhundert den Geisha-Beruf ausübten, wurden noch ''Onna Geisha'' „weibliche Geisha“ genannt. Sie spezialisierten sich auf die Teehäuser und perfektionierten das Bild der Geisha und führten es zu dem, was es heute ist. In manchen Regionen von Japan hieß die Geisha nicht Geisha sondern Geiko oder Geigi. Dies verlief sich im laufe der Jahre. Die Blütezeit der Geishas war im 19. Jahrhundert.

Unterschied zur Prostituierten
Während der Edo-Periode war Prostitution legal. Prostituierte, auch Oiran genannt, arbeiteten in lizenzierten Distrikten. Später gab es in den Distrikten eine klare Unterscheidung zwischen Prostituierten und den Geisha. Geisha war es verboten, sexuelle Handlungen zu verrichten. Oftmals wird auch der Begriff „Mizuage“ als Verkauf der Jungfräulichkeit missverstanden. Mizuage ist bei Geishas der Ausdruck für das Erreichen der Stufe von der Maiko zur Geisha. Bei „hochklassigen Prostituierten“ gibt es tatsächlich den Brauch der Mizuage (Versteigerung der Jungfernschaft), und durch diese Namensgleichheit der Bräuche kommt es zu diesem Missverständnis. Das beste Beispiel dafür ist der Hollywoodstreifen ''Die Geisha''. Dort wird es leider falsch vermittelt. Außerdem erkannte man die Oiran an ihrer Kleidung, sie war etwas anders als die der Geisha.

Ausbildung
Die harte Grundausbildung einer Maiko (Geisha-Auszubildende) begann traditionell mit sechs Jahren, sechs Monaten und sechs Tagen, also am 2190. oder 2191. Lebenstag, ist jedoch heute erst ab 16 möglich und dauert 5 Jahre. Sie muss lernen: traditionellen japanischen Künste wie Kalligrafie und das Spiel auf mehreren japanischen Musikinstrumenten, zb Shamisen, Hayashi-Flöte und Tsuzumitrommel und Etikette.

Geishas heute
Heutzutage sind Geishas Bewahrerinnen der traditionellen Künste und haben nichts mit der japanischen Sexindustrie zu tun. Erotik spielt bei der Unterhaltung der Gäste entweder gar keine oder nur noch eine untergeordnete Rolle. Es geht darum, den Geist zu beleben, eine intellektuelle Konversation zu führen und das tänzerische und musikalische Geschick der Geisha und Maiko zu bestaunen. Wer es schafft, in ein Teehaus zu kommen, wozu man einen Bürgen braucht, der bekommt einen niveauvollen Abend geboten: Freude, Unterhaltung und Geistreichtum. Durch die amerikanische Darstellung in der vergangenen Kriegszeit und der Filmindustrie hält sich ein falsches Bild von Geisha als Prostituierten. Aber selbst einige Japaner verstehen oft nicht, dass dieses Bild über die Geisha nicht mit der Realität übereinstimmt. Das Kostüm einer Geisha (welches bis zu 20 kg wiegen kann), Tanz, Musik, Geistreichtum und eine lange Ausbildung zeugen von einer sehr anspruchsvollen Kunst. Entgegen dem Vorurteil, Geisha seien so etwas wie Sklavinnen der traditionellen Welt, zeigt die Realität, dass Geishas schon lange keine Relikte aus einer längst vergangenen Zeit sind. Viele von ihnen haben das Internet für sich entdeckt und informieren die Besucher ihrer Homepage oder Blogs über ihr alltägliches Leben. Viele Geishas sind erfolgreiche Geschäftsfrauen, die nicht mehr abhängig von einer Okiya sind. Es gibt nicht mehr viele Geisha aber es gibt sie noch und sie sind immer noch sehr gefragt!

Eitaro Matsunoya
Eitaro Matsunoya ist 27 Jahre alt und leitet ein Geishahaus in Tokyo. Auf den Beruf ist er durch seine Mutter gestoßen, denn sie war früher eine Geisha. Sie unterhielt ihre Gäste auf höchsten Niveau mit traditionellen Künsten wie Tanz und Musik sowie intelligenter Konversation. Davon war Eitaro schon als Kind begeistert. Mit seinem 10 Lebensjahr stand fest, dass er in die Fußstapfen seiner Mutter treten wolle. So erlernte er die Kunst und leitet nun seit einigen Jahren ein erfolgreiches Geishahaus. Wenn er nochmals geboren würde, so schreibt er in seinem Blog, dann würde er gerne eine weibliche Geisha werden.

Foto ©dpa/Eitaro Matsunoya
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